Von Ernst August Wolf HAMELN. Sie stehen in der Region für den gepflegten, stilvollen Oldtime Jazz. Von Dixieland bis Swing – seit ihrer Gründung 1979 wissen die fünf Oldtime Jazzer der Hamelner „Coffeehouse Jazzband“ und ihr Chef Alfred Finke ihr Publikum zu begeistern. Das strömte dann auch überaus zahlreich zur Traditionsveranstaltung der Coffeehouse Jazzer. Zur 16. Auflage drängten mehr als 150 Freunde des Oldtime Jazz ins proppenvolle Lalu. Das Jazzkonzert „Zwischen den Jahren“, so das Motto des Abends, hat nicht nur bei Jazz-Enthusiasten mittlerweile Kultstatus erreicht. „Klar, unser Repertoire ist letztendlich überschaubar“, so Posaunist und Moderator Al fred Finke. „Diesmal haben wir aber auch Stücke rausgesucht, die weniger bekannt sind und selten gespielt werden.“ Und so stand neben den Ohrwürmern und Publikumslieblingen wie dem „Royal Garden Blues“, „Alexander’s Ragtime Band“ und „On the Sunny Side of the Street“ auch Django Reinhards Komposition „Nuages“, die Dirk Landwehr exzellent präsentierte, sowie „The White Cliffs of Dover“, eine Melodie aus einer US-Film-Schmonzette aus dem Jahr 1944 mit dem ersten Auftritt von Liz Taylor. Umjubelt im Lalu waren auch in diesem Jahr wieder die zahlreichen technisch perfekten Soli. Da begeisterte Schlagzeuger Ulli Schmöe mit seinem minutenlangen, kräftezehrenden Solo, bewies Rainer Topp an Trompete und Flügelhorn einmal mehr seine Klasse; Frank Stuckenberg stellte neben dem virtuosen Banjospiel auch einen oft bemerkenswert nüchternen, fast akademischen Gesang vor, und Alfred Finke und Dirk Landwehr rissen die Fans immer wieder zu reichlich Spontanapplaus hin. „2019 ist unser 40-Jähriges, solange machen wir’s mit Sicherheit noch“, versprach Finke, der im zweiten der drei Sets mit Lauren Welliehausen und Sue Sheehan zwei echte Jazzladys mit US-amerikanischen Wurzeln auf die Bühne holte. Während die in Springe lebende Welliehausen vom Opernfach und der Kirchenmusik kommt, weiß die quirlige Singer-Songwriterin Sue Sheehan aus Dörpe seit Jahren mit Folk-, Pop und Weltmusik zu begeistern. Bei „Zwischen den Jahren“ fand sich das Duo nun zu einigen rundum gelungenen Nummern zusammen. Großartig etwa „Tuxedo Junction“, herrlich sentimental das „Over the Rainbow“ und äußerst fetzig der Evergreen „All of Me“. Die stimmstarke, reichlich Solidität verströmende Lauren Welliehausen und die hibbelige, vor Temperament nur so sprühende Sue Sheehan im grünen Glitzerkleid, umrahmt vom Oldtime Jazz-Sextett, das war eine zweifellos sehr gelungene Mischung, die man öfter hören möchte. Finke hofft: „Wir wissen, dass es im Landkreis viele gute Musiker gibt. Die wollen wir einbinden. Man kennt sich, man versteht sich, man könnte öfter zusammen spielen.“ Das Lalu-Konzert der Coffeehouse Jazzband hat gezeigt, dass in betagten Herren noch sehr viel Power steckt. Vor allem, wenn die durch zwei klasse Sängerinnen so effektvoll freigelegt wird. Dewezet 30.12.17