Das Beste aus 15 Jahren mit Traute Römisch und Rainer Steinkamp

Hameln. Wie kann der stressgeplagte Vorweihnachtskonsument eigentlich zur Ruhe kommen? Ganz einfach. Er setzt sich des Abends in die Traumfabrik Lalu und genießt die ebenso amüsante wie besinnliche Weihnachtsrevue von Traute Römisch und Rainer Steinkamp. Dazu ein Gläschen Roten, und schon nach wenigen Minuten stellt sich die echte, unverfälschte Vorweihnachtsfreude ein, die im Trubel zwischen Geschenkekauf und Glühweinorgie verloren schien. „Alle Jahre wieder – Das Beste aus 15 Jahren“, so war das Programm betitelt, das der ehemalige Intendant des Hamelner Theaters und die Schauspielerin und Sängerin Traute Römisch im bewährten Stil im fast ausverkauften Lalu vorstellten. Natürlich gab es eine Eröffnung à la „Diner for one“, „same procedure as ervery year“, gefolgt von Klassikern wie Theodor Storms „Knecht Ruprecht“, humorvoll-besinnlichen Texten von Klabund und Gernhardt, Frankenfeld und Scheibner.

Nach wie vor allerdings gilt das allerdings nicht mehr ganz so eiserne Gesetz „Steinkamp non cantat“, Steinkamp singt nicht. Mag sein, dass er auch eher brummt, dafür animierte Traute Römisch einmal mehr das Publikum zum Mitsingen traditionellen weihnachtlichen Liedgutes, abseits allgegenwärtiger angloamerikanischer X-Mas-Dauerbeschallung. Und tatsächlich erwies sich die weihnachtliche Besuchergemeinde im Lalu als überaus textfest, von „O Du Fröhliche“ bis „Es kommt ein Schiff geladen“. Weihnachtsfreude pur also, ob nun in Form eines die beiden Teile der Veranstaltung durchziehenden Textes über einen bei der Suche nach dem wahren Sinne des Festes in allerlei Nöte geratenen Weihnachtsmannes oder dem abschließenden „Weihnachtslied für Eilige“.

Traute Römisch mit ihrem lang wallenden blonden Engelshaaren und dem einem Weihnachtsmann nicht unähnlichen, rotbäckigen Rainer Steinkamp gelang es durch eine Text- und Liedauswahl abseits des üblichen weihnachtlichen Mainstreams jenes Gefühl zu erzeugen, das offenbar weitgehend verschwunden scheint: Stille, Vorfreude, Innerlichkeit – und ein sich Besinnen aufs wirklich Wichtige. Die frohe Botschaft. Und dann war es auf einmal doch da. Das Gefühl: „Es weihnachtet.“ Dank Traute und Rainer.

Von Ernst August Wolf