„Die Hefe weiter am Gären halten“
Shopping-Mall in historischem Gemäuer feiert 15-jähriges Bestehen
Hameln. Wenn Häuser reden könnten, hätten die historischen Gebäude im Hefehof viel zu erzählen. Etliche Geschichten und eine interessante Historie stecken in dem Areal, das am Wochenende sein 15-jähriges Bestehen feierte, in Wirklichkeit aber schon 126 Jahre ist. 1889 bis 1890 als Zuckerfabrik gebaut, wurde bereits zehn Jahre später die Zuckerproduktion wieder eingestellt. 1907 kauften fünf Bäckermeister aus Bremen, Emden, Harburg und Hannover das Gelände und gründeten die „Nord-West-Deutsche Hefe- und Spritwerke AG“. Direktor Julius Dietz entwickelte die Werke zu einem bedeutenden Arbeitgeber und Backhefelieferanten. Sogar bis nach New York wurde die Hamelner Hefe exportiert. Ab 1909 zogen in das Gebäude noch weitere Betriebe ein. Das Areal war somit Keimzelle regionaler Wirtschaftsentwicklung. Im Zweiten Weltkrieg wurden Teile der Fabrik- und Wohngebäude zerstört. Trotz schwieriger Zeiten erhielten die Bäcker jedoch weiterhin Hefe aus Hameln. 1975 wurde die Produktion an den Standort Monheim am Rhein verlegt, und die Gebäude in Hameln standen nun leer.
Nach mehreren Konzeptanläufen zur Geländeumnutzung entstand in Abstimmung mit der Stadt Hameln und Dr. Jobst-Walter Dietz im Jahr 2000 in dem restaurierten Gebäude aus der Gründerzeit das moderne „Hefehof-Center“ – eine Shopping-Mall, in der auch Kunst und Kultur nicht zu kurz kommen. Bestes Beispiel sind die Veranstaltungen im Lalu, der „Traumfabrik“ im Hefehof. Worin könnte das Erfolgsrezept des Centers liegen? Für die Antwort bedient sich Dr. Jobst-Walter Dietz einer Metapher – in Form von Hefe. „Wir bemühen uns, die Hefe weiter am Gären zu halten“, erläutert der Hefehof-Chef humorvoll.
Das 15-jährige Bestehen wurde am Samstag während der Öffnungszeiten der Geschäfte mit einem bunten Programm gefeiert. Unter anderem gab es Musik mit der Band „Sistergold“, Kleinkunst, Weinproben, Flammkuchen, Führungen durch das Druckereimuseum und das Museum der Hamelner Automobilgeschichte sowie eine Tombola und Führungen durch die vor 15 Jahren gegründete Puppenwerkstatt „Kassiopeia“, die seit zehn Jahren im Hefehof ansässig ist. „Wir fühlen uns hier sehr wohl, denn die Atmosphäre ist einzigartig“, betonte Ursel Meyer-Bothling, Leiterin und Gründerin der Werkstatt.
Von Christiane Stolte
Dewezet 27.04.15