Sammler, Nostalgiker und Nachwuchs-Eisenbahner stöbern im Hefehof Hameln.

„Mein Opa hat auch eine Modelleisenbahn, und mit der darf ich manchmal sogar spielen“, erzählt der neunjährige Oliver, und schaut fasziniert zu, wie einer der Händler eine entgleiste Dampflokomotive wieder auf die Schienen der kleinen Anlage mitten im Hefehof stellt. Zum fünften Mal veranstalteten die Eisenbahnfreunde Hameln ihre Modelleisenbahn-Börse. Neun Stände mit unzähligen Modellbahn-Einzelteilen der Spurweite HO, was einem Maßstab von 1:87 entspricht, füllten die Gänge des Hefehofs.

„Das ist etwas für Junggebliebene“, stellt Axel Schwerdtfeger, der zweite Vorsitzende der Eisenbahnfreunde, fest. Der 33-jährige Elektrotechniker ist eines der 43 Mitglieder des 1961 zur Pflege des Eisenbahnwesens gegründeten Vereins. „Was unsere Mitglieder angeht, leider reine Männersache“, sagt er schmunzelnd. Aber auch Frauen stehen hinter den Verkaufsständen und geben bereitwillig Auskunft. „Voll funktionsfähig, genau das, was Sie brauchen“, stellt etwa Susanne Hinrichs fest. Ihr Lebenspartner Wolfgang Achilles sammelt Modellbahnartikel „Ich habe keine Anlage, ich sammle nur“, sagt er. „Mein Spezialgebiet sind die 50er und 60er. Neuere digitale Entwicklungen interessieren mich nicht.“ Da derzeit viele ältere Modellbahnfans ihre Anlagen aus Kindertagen auflösten oder ihre Nachkommen am alten Hobby nicht mehr interessiert seien, wachse das Angebot, so der Modellbahn-Sammler.

Auch Wilfried Ahrens aus Bad Münder hat viele Teile seiner Anlage in den Hefehof gebracht. „Ich bin jetzt 71, habe keine Nachkommen, und da muss man sich eben langsam davon trennen“, sagt er wehmütig. Die Börse sei ein wachsendes Geschäft, so Schwerdtfeger, der wie in den vergangenen Jahren mit mindestens 250 Besuchern rechnet. Es sind überwiegend reifere Herren, die mit glänzenden Augen die auf den Tischen ausgebreiteten Modelleisenbahnträume ihrer Kindheit bestaunen und begutachten. Überall wird gefachsimpelt: Erhaltungszustand, Funktionsfähigkeit und Seltenheit bestimmen den Preis. Auch altes Metall- und Blechspielzeug wärmt so manchem Besucher das Herz. „Hatte ich früher auch mal“ ist eine Bemerkung, die an diesem Nachmittag häufig zu hören ist.

Mit großen Augen sind auch der fünfjährige Finn und sein zwei Jahre jüngerer Bruder Nils dabei. Auch ihr Opa hat eine Anlage. „Die wurde zu Weihnachten immer aufgebaut, aber mein Bruder hatte nur Mädchen, und jetzt sollen Finn und Nils die Anlage übernehmen“, berichtet die Mutter des Brüderpaars. Zu Hause habe man sogar ein ganzes „Eisenbahnzimmer“. „Aktuelle Modelleisenbahnen wie im Hamburger Modellbau-Wunderland sind heute digitale Hightech und ein riesengroßes, unerreichbares Vorbild“, sagt Schwerdtfeger.

Die analogen Modellbahnschätzchen aus der guten alten Zeit aber finden nach wie vor großes Interesse. Die Hamelner Eisenbahnfreunde sind sich daher sicher, dass nach einer erfolgreichen Börse auch ihre „Schautage“ vom 22. bis 24. November bei ihrer Zielgruppe ein Publikumsmagnet sein werden. „Dann nämlich zeigen wir den aktuellen Stand unser großen Anlage“, kündigt Schwerdtfeger an. „Mein Opa hat auch eine“: Oliver begeistert sich für die Modelleisenbahn am Stand eines Händlers. eaw

Von Ernst August Wolf Dewezet 14.10.13