Feinfühlige Texte und ein in großer Nachdenklichkeit vorgetragener Jazz in der Traumfabrik „Lalu“ / Schon bald das nächste Konzert?

Von Wolfhard F. Truchseß

Hameln. Ihre sanfte, manchmal richtig erdig klingende Stimme schwebt durch die Traumfabrik Lalu im Hefehof und verzaubert die Zuhörer auf dem Parkett. Jessica Gall und Band aus Berlin präsentieren sich mit ihrer „Little Big Soul Tour“, einem sehr anspruchsvollen Jazz-Programm, das vom sanft groovenden Sound bis zu rockigen Rhythmen reicht. Die meisten der Titel stammen aus der Feder der jungen Künstlerin, die bereits einen ganz eigenen Stil entwickelt hat. Mit der zweiten CD „Little Big Soul“ hat sie längst den Talent-Status verlassen und sich als ausdrucksstarke Jazz-Vokalistin einen festen Platz in den kleinen, aber feinen Jazz-Clubs in Deutschland erobert, wie ein Blick auf den Tourkalender von Jessica Gall zeigt.

Viele ihrer Songs sind geprägt durch sehr persönliche Erfahrungen, wie zum Beispiel „Beautiful Girls“, das sie der Geburt ihrer eigenen und der Tochter einer Freundin gewidmet hat. Oder auch „The moment when you need me“, das traurig daran erinnert, dass Gall in einem entscheidenden Moment ihres Lebens nicht an dem Platz war, an dem sie hätte sein sollen, um zu helfen.

Es sind sehr feinfühlige Texte, die Jessica Gall auf Englisch singt. Sie passen so gar nicht zu dem Bild, das Gall selbst von sich auf ihrer Homepage zeichnet, wo sie sich als „Berliner Göre“ vorstellt. Eine Charakterisierung, die eher mit dem Begriff rotzfrech als mit der in tiefer Nachdenklichkeit vorgetragenen Musik harmoniert.

Begleitet wurde Jessica Gall von vier exzellenten Musikern – dem Gitarristen Johannes Feige, der die leisen Töne ebenso beherrscht wie rockige Riffs, dem Schlagzeuger Willi Witte, der sich bestens den Stimmungen der Sängerin anpasst. Am Kontrabass glänzte Andreas Henze ebenso wie Sebastian Studnitzky am Flügel, am Keyboard und an seiner weich geblasenen Trompete. Gemeinsam erzeugten sie einen Sound, der an die Seele geht – wie zum Beispiel im Titelsong „Little Big Soul“, den Jessica Gall für ihre „kleinen Helden“ geschrieben hat, „die doch so großartig sind“, wie sie von ihnen sagt.

Es war ein wunderbares Konzert im Lalu, das mehr Zuhörer verdient hatte. Für Veranstalter Dr. Jobst-Walter Dietz dennoch schon jetzt Anlass, intensiv darüber nachzudenken, wann er Jessica Gall und Band das nächste Mal präsentiert. Hoffentlich bald. 

Dewezet 26.03.12