Sie ist bereits Suzie Nummer 5, mag„Dirty Dancing“ und liebt die Bühne Fünf Musiker, zwei Bands und eine Sängerin verwandeln das Lalu in den Starclub

Von Ernst August Wolf Hameln.

 „Mein Leben, das ist eben Musik“, sagt Patricia „Suzie“ Stegemann und zupft ihr knallrotes, tief dekolletiertes Kleid zurecht. Während draußen auf der Bühne Franny & The Fireballs das begeisterte Publikum im Lalu mit Rockklassikern der 50er so heftig auf Touren bringen, dass selbst in der engen Garderobe die Wände wackeln, findet „Suzie“ unter den zahllosen Schminkutensilien vorm beleuchteten Spiegel zielsicher den richtigen Make-up-Stift. Bereitwillig plaudert sie über sich und die Band.

Fünf Musiker, zwei Bands, eine Sängerin. Als Franny & The Fireballs spielen sie 50er Jahre Titel, im zweiten Set kommt Sängerin „Suzie“ dazu. Dann mutieren die Fireballs zu Suzie & The Seniors. Hits der 60er stehen auf dem Programm. Die Seniors, das sind Patricias Vater Knut „Mr. Beat“ Hartmann und sein Bruder Ralf, genannt „Franny“. Komplettiert wird das Ensemble durch den smarten Bassisten Olaf Kuchenbecker, Christian „Doc“ Kieviet am Schlagzeug und den Tenor-Saxofonisten Michael Prott. „Ich habe schon als Sechsjährige vor der Bühne getanzt“, erzählt die 28-jährige gelernte Hotelkauffrau. Schon ihr Opa habe Jazz gemacht, die Mutter, eine Deutsch-Country-Sängerin, und ihr Stiefvater hätten sie im Alter von 14 zum ersten Mal auf die Bühne geschickt. „Die Musik der 60er ist mein Faible“, bekennt „Suzie“ und legt letzte Hand ans Make-up. „Ich bin zwar aus der ‚Dirty Dancing‘-Generation der 80er, aber das Flair der 60er ist unwiderstehlich. Hollies, Herman Hermits, Spencer Davis, Tremeloes – alle einfach großartig.“ Der Unterschied zu heutigen Hits? „ Die von damals haben Seele, heute ist alles meist nur Technik, man muss vor allem gut aussehen, alles nur profitgeiles Zeug, das Feeling ist zweitrangig.“ Seit 1972 machen Vater Knut und Onkel Ralf als Franny & The Fireballs Rock’n’Roll-Revival-Musik im Stil der 50er.

Aus dem 1989 neu gegründeten „Suzies Schlagersextett“ wurden 1997 Suzie & The Seniors. Mit durchschlagendem Erfolg. Allein sieben Mal, zuletzt vor zwei Jahren, war die Band in Hameln zu Gast. Auch Auftritte mit Olli Dittrich haben „Suzies“ Popularität gesteigert. „Bei Vater und Onkel, der eine hitzig, der andere ruhig, habe ich aber die Hosen an“, verrät die lebhafte Sängerin schmunzelnd. Sie ist Suzie Nummer 5, denn „Frauen sind nun mal schwierig.“ Familie, Freunde, Partner? „Na ja, die Wochenenden sind verplant, ich lebe in Scheidung, nach dem Vorbild meiner Eltern. Das neue Glück ist aber mit einem alten Schulfreund schon da.“ Träume? „Weiß nicht, ich bin sehr zufrieden. Wer weiß, wohin der Wind mich weht.“ Sagt’s, rückt die rote Rose im pechschwarzen Haar zurecht, stürmt raus auf die Bühne und präsentiert den Hamelnern einen unvergesslichen 60er- Jahre-Abend.

Ein temperamentvolles Energiebündel voll jeder Menge liebenswerter Unaffektiertheit. Nein, ein Star wolle sie gar nicht sein, hatte sie gesagt. Doch wer „Suzie“ und ihre Seniors in Aktion erlebt hat, der weiß, dass sie genau das ist.

Dewezet 13.12.2010