Von Markus Richter
Hameln. Von Anfang an hatten "5 vor der Ehe" ihr Publikum im Griff. Die reife Dame mit den dritten Zähnen ebenso wie die kreischenden Teenies mit Zahnspangen und Blümchen in der Hand. Nur mit dem Mikrofon in der Hand rockten die A-Capella-Künstler aus Hannover die voll besetzte Lalu-Traumfabrik im HefeHof.

Hatten von Anfang an ihr Publikum im griff: Die A-cappella-Sänger der Formation "5 vor der Ehe", die mit fantastischen Stimmen begeisterten. Foto: ric

Schon mit dem ersten Song "Das geht ja gar nicht" hatten die sympathischen Musikstudenten bei ihrem ersten großen Auftritt in Hameln das Volk auf ihre Seite gebracht. Ihr Erfolgrezept: Originelle, selbst geschriebene deutschsprachige Texte, perfekte mehrstimmige Arrangements, fantastische vielseitige Stimmen, die einen satten Klangkörper ergeben.

Immer im Gepäck: eine gehörige Portion Humor. Da ist der "Student", der wieder einmal verpennt, die "Massöse", echt eine ganz famöse und sowieso viel besser als die Frisöse, die "Allergrößte Gemeinheit", wie der Herzinfarkt beim Liebesakt. Die Songs beschreiben Alltägliches, Komisches, auch mal Nachdenkliches. "Das ist ein Titel, den unser Chris hier geschrieben hat, damals in den Siebzigern", lautete die Ankündigung. Auf das Schmunzeln der Zuschauer folgte die passgenaue Intonation des Klassikers "Caravan Of Love". Gänsehaut pur, wie auch bei "Can't Buy Me Love" der Beatles.

Immer wieder reicherten die A-cappella-Sänger ihr Programm mit Klassikern an, waren dabei stets dicht dran an ihren Fans, die sich mitreißen ließen, die Fünf wirkten natürlich, wie nette Jungs von nebenan, die sich vor der Show noch schnell ein Shirt herausgekramt und übergeworfen haben. Nicht zu vergleichen mit den Comedian Harmonists, und irgendwie doch. Das stete Bemühen, mit den Zuhörern auf Tuchfühlung zu gehen, sie einzubinden - das klappt in Hameln.

Und das ist es, was wohl den Erfolg ausmacht, der Grund, der Kritiker verstummen lässt. Imposant, wie Tilmann Weiß genannt Til "Küssen verboten" der Prinzen intoniert, dank der schnurlosen Mikros, mit denen die Gruppe jetzt ihren ersten Auftritt hatte, konnten sich die vier Kollegen unters Volk mischen - der Sound war trotz schwieriger Akustik imposant, voller Fülle, nicht zuletzt aufgrund der "Beatbox", die allein durch die Stimmen bei "5 vor der Ehe" entstand. Da zischte, knarrte und fluppte es, dengedeng, aaah und ohhh schallte es aus dem Background, während sich die Sänger bei Soloparts abwechselten.

Tobias Tiedge, der gebürtige Aerzener, hat den wohl größten Anteil am Schreiben der Songs, ist der perfekte Typ Schwiegersohn. Tilmann Weiß, der sympathische Schalk, spielt wie verrückt die Luftgitarre und erreicht imposante Tonhöhen. Eiko Saathoff, der charismatische Frauenversteher, besticht auch mal durch einenspanischen Song, Christian Thiemig, der nette Strahlemann, muss Schelte einstecken, weil er ja nur Tofu statt Wursti oder Fleischi mag. Und dann ist da noch der viel geschundene Bassist Daniel Eggert, das Fundament, die Säule - und der heimliche Schwarm der Frauen. Über 50 Auftritte im Jahr absolviert die Formation, eine Platte mit elf eigenen Songs ist veröffentlicht, zu Konzerten reisen die Fünf durch das gesamte Bundesgebiet von Langeoog bis München, von Eisenach bis Köln.

Mehr Infos im Internet unter www.vorderehe.de

© Dewezet, 16.10.2006