(Dewezet, 28.02.2005)
Von Dorothee Balzereit

Hameln. Es waren keine Mußestunden für Leute, die den anspruchsvollen musikalischen Dialog scheuen. Für Liebhaber des Modern Jazz und ausufernde Improvisationen war das Konzert von "Cyminologie" im Lalu allerdings ein wahres Fest. Die junge Band mit Wohnsitz Berlin hat zeitgenössischen Jazz mit persischer Lyrik verknüpft.

Die weiche runde Sprache des heutigen Iran ist die Muttersprache von Sängerin Cymin Samawadie, die den individuellen Eigenkompositionen zusätzliche Exzentrik verlieh. Ähnliches kennt man von Maria João, Portugals größter Jazz-Sängerin und Vokalakrobatin, die es wohl unerreicht verstanden hat, sowohl brasilianische Musik als auch die kulturellen Einflüsse des indischen Subkontinents in zeitgemäßen, portugiesischen Jazz einzubinden.

Dafür sorgte neben dem orientalischen Gesangs-Einschlag das eigenwillige Spiel von Pianist Benedikt Jahnel, Bassist (und Ehemann von Cymin Samawadie) Ralf Schwarz, sowie Ketan Bhatti an den Drums. Mal verträumt, mal minimalistisch ließ sich Cymin von den anderen Instrumenten an scheinbar unbekannteUfer tragen, wurde lauter, leiser, wandte sich ab, stieg wieder ein. Da kam es auch schon mal vor, dass ein Instrument sich so sehr an seinen eigenen Soli berauschte, dass man den Eindruck gewinnen konnte, es fände den Weg nicht mehr zurück, um sich dann beim Wiederkommen zu wundern, dass die Sängerin schon die Bühne verlassen hat. Jazz in seiner reinsten Form, bei dem niemand ahnte, wie lang die obsessiven Improvisationen dauern werden.

Der in Indien geborene Schlagzeuger beeindruckte neben Rhythmusgefühl mit experimentellen Klängen, bei denen auch mal Muschelketten die tragende Rolle spielten. Die vier Bandmitglieder, die alle an der Berliner UDK studiert haben oder studieren, spielen in dieser Formation seit 2004 zusammen.

Sängerin Samawadie und Bassist Schwarz lernten sich bereits 2000 kennen und gründeten 2002 "Cyminologie". Die Stimmung in die sich die Band im Lalu spielte, könnte man als eine Mischung aus selbstvergessenem Treiben und gegenseitigem Antreiben charakterisieren: Eine Zusammenarbeit bei der man sich die nötige Freiheit ließ und den anderen Instrumenten ermöglichte, zur vollen Entfaltung zu gelangen.