Im Lalu herschte eine Super-Stimmung: Mehr als 300 Zuschauer waren zum ersten Jazztival gekommen.

Ein guter Einfall: Für den Auftakt hatte der Veranstalter die Hamelner Nachwuchsband „La Jazza“ engagiert. Sie hat nach ihrer Gründung als Schülerband vor drei Jahren inzwischen einen großen Schritt in Richtung Professionalisierung getan und bot neben eigenen Stücken vorwiegend Cover-Versionen aus den Bereichen Latin, Jazz und Pop, allerdings immer in eigenen Arrangements und mit persönlicher Note.
Diese Note brachte besonders der zweistimmige Gesang von Astrid Novotny und Birte Gäbel ins Spiel, und dabei erreichten die beiden ein hohes Maß an Perfektion bei Klang und Phrasierung. Björn Dumke (E-Bass) und Raphael Becker-Foss legten das solide rhythmische Fundament, zeigten aber auch in Solopartien ihr musikalisches Können (etwa in den Stücken „On Broadway“ oder „Cuba Libre“). Und vor allem Helge Adam begeisterte durch einfallsreiche Improvisationen am Piano.

Erfahrungsggemäß ist es immer eine undankbare Aufgabe, als Vorgruppe vor einer mit Spannung erwarteten Formation aufzutreten, aber „La Jazza“ löste sie mit großem Engagement und jugendlich-sympathischem Schwung.

Mit dem Miles-Davis-Titel „All Blues“ startete die Gruppe „Lyambiko“ zunächst als Trio in den zweiten Teil der Veranstaltung. Dabei ließen Marque Löwenthal (Piano), Robin Draganic (Bass) und Torsten Zwingenberger (Schlagzeug) schon hier die einzigartige Perfektion jedes einzelnen Musikers, aber auch im Zusammenspiel erkennen, die dann den weiteren Verlauf des Abends bestimmte. Der eigentliche Star der ganzen Veranstaltung war allerdings die junge, überaus sympathische Sängerin Lyambiko, Tochter eines Afrikaners und einer Deutschen, aufgewachsen in Thüringen und jetzt in Berlin lebend. Sie gewann mit ihrer ausdrucksvollen Stimme, ihrer sympathischen Bühnenpräsenz und ihrem Charme sofort die Herzen der Zuhörer. Und sie begeisterte mit einer schier unglaublichen stilistischen Vielfalt ihres Repertoires das Hamelner Publikum. Ob Latin-Titel oder Swing, ob Blues oder Ballade, ob ernste, anrührende oder augenzwinkernd-humorvolle Interpretation: Sie konnte das alles mit einer Leichtigkeit, die ein großes Talent verrät. Von dieser Sängerin, die ja erst am Anfang ihrer Karriere steht, wird man noch viel hören.

Ein besonderer Höhepunkt des Konzerts: das nur vom Bass begleitete „My Funny Valentine“ und dann vor allem die Titel, mit denen Lyambiko dem musikalischen Einfluss ihres Vaters Referenz erwies – das sehr gefühlvoll gesungene Liebeslied „Malaika“ und die dreiteilige „Savannah-Suite“, bei der die vier Musiker ihr Publikum in einen minutenlangen Percussions-Rausch versetzten.


Fazit: Ein großartiges Musikerlebnis und ein überaus gelungener Auftakt zu weiteren „Hamelner Jazztival“-Veranstaltungen

© Dewezet, 27.10.2003