Gefühlvoll wurde es im musikalischen Teil, den Wolfgang Kohlhaußen (Violine) zusammen mit der Pianistin Katharina Brandl bestritt. Virtuos: die Werke von Piazolla und Rachmaninow, ergreifend: Bach-Gounods „Ave Maria“, stark: Schumanns „Knecht Ruprecht“, von Katharina Brandl mit kraftvollem Anschlag vorgetragen.

Glanzlichter setzten auch die Überraschungsgäste: „Celtic Fire“ aus dem Hamelner Tanzstudio „Bellabina“ sorgte unter Leitung Katja Heiningers mit irischen Tänzen für temperamentvolle Intermezzi. So leicht und elegant wirkten die Bewegungen der jungen Frauen, dass man nur ahnen konnte wie kraftraubend die intensive Beinarbeit dieser traditionellen irischen Soft-Shoe-Tänze sind. Augenfälliger wurde das bei den hämmernden Step-Tänzen, in Hard-Shoes getanzt, die mit Glasfiber-Platten unterlegt sind. Ein grandios inszeniertes rhythmisches Trommelfeuer, das Katja Heininger im Solo und zusammen mit ihren Elevinnen hier aufs Parkett legte. Hochleistungssport.

Und dazwischen immer wieder: Weihnachtsgeschichten der etwas anderen Art, von Kohlhaußen mit modulationsreicher Stimme vorgetragen – leise, flüsternd fast, an den wehmütigen Stellen, markig an den kämpferischen, spitz und böse bei den bissig-ironischen Textpassagen. Da geht''s so richtig schön fies zur Sache, wenn der Nikolaus ein Opfer von Vampiren wird und selbst zum Blutsauger mutiert, Loriot zum Advent den Förster von der Förstersfrau erschlagen lässt, oder Robert Gernhardt zum Christfest reimt: „Zu Weihnachten, da sitzen wir vorm Fernseher und trinken Bier. Mama, die ist als erste blau und kotzt schon vor der Tagesschau. Dann tragen wir die Tante raus, sie hält den Knabenchor nicht aus.“ Unschwer zu erraten, wie dieser Weihnachtsabend endet.

Ob mit frechem Witz wie bei Gernhardt, amüsant-hintersinnig wie bei Kästner, oder nachdenklich stimmend wie in Hugo Hartungs „ganz belangloser Geschichte“, die den kümmerlichen Zeilen eines Polizeiberichtes nachspürt und so die menschliche Tragödie eines kleinen Jungen aufdeckt – immer traf Kohlhaußen bei seiner Rezitation den richtigen Ton und sorgte dafür, dass so mancher Lacher im Halse stecken blieb. Weihnachten ist eben nicht nur Lichterglanz und leuchtende Kinderaugen. Kohlhaußen schärfte in der letzten Dewezet-„Nachtausgabe“ dieses Jahres den Blick für die aberwitzigen, komischen, skurrilen und traurig-melancholischen Momente der Weihnachtszeit – und für eine nicht immer heile „Heilige Nacht“.