Ausschließlich Eigenkomposition von Lars Kuklinski und ein Stück von Andreas Henze stellte das Lars Kuklinski-Quartett an diesem Abend vor. Kompositionen, die allen Ensemblemitgliedern viel Raum für individuelle Entfaltung boten. Und so glänzten Lars Kuklinski (Trompete und Kornett), Ulli Orth (Alt- und Sopransaxophon), Andreas Henze (Kontrabass) und Willi Hanne (Schlagzeug) nicht nur im pointierten Zusammenspiel, sondern auch in den solistischen Höhenflügen einer facettenreichen Improvisationskunst, die den Modern Jazz dieses Quartetts so mitreißend lebendig und farbig macht. Spannend und wie immer aufregend neu: das komplexe Geflecht aus Strukturvorgabe und freiem Spiel, das sich schon zum Auftakt im "Get Lost" offenbarte, als Trompete und Saxophon auf den rhythmischen Klangwolken von Kontrabass und Schlagzeug zu tanzen schienen. Verhalten melancholisch und bluesiger: "Alfred". Doch auch hier, wie bei allen anderen Stücken: spektakuläre Soli, Töne, die verschreckt flattern, nachfragen, auftrumpfen, Ausrufezeichen setzen, klagen und zwitschern, kurz: eine Geschichte in Noten erzählen - und im Stimmengewirr der Instrumente kleine Melodien aufblitzen lassen, die bisweilen von swingender Heiterkeit sind ("Welcome"). Stehende Klänge, verlässlich wie ein solides Fundament, wechseln mit filigranen Linien, Experimentelles löst Strukturiertes ab, konzeptionelle Strenge weicht ekstatischer Kollektivimprovisation. Fantastisch: Der Dialog zwischen Kontrabass und Schlagzeug, und der Einfallsreichtum bei der Bearbeitung der Instrumente - sei es mit dem Handfeger oder einer Mülltüte. Dabei ist jeder Musiker dieses Quartetts ein Meister seines Instruments und hat sich mit verschiedenen Projekten und Orchestern einen Namen gemacht. Saxophonist Ulli Orth, dem die Zugabe "Ullis Delight" am Ende eines begeisternden Abends in perfektem Ambiente gewidmet war, ist ein vielgefragter Musiker in Norddeutschland, der zurzeit an einem Big Band-Projekt arbeitet. Kontrabassist Andreas Henze genoss eine klassische Ausbildung und tat sich als freier Musiker auf dem Jazzsektor u.a.schon mit Gary Thomas, Ralph Reichert und Katja Riemann zusammen. Schlagzeuger Willi Hanne aus Hannover spielte dort vor allem mit Rolf Zielke, Lothar Müller, Ulli Orth und Stefan Abel. Und, last but not least, Lars Kuklinski selbst, der dem heimischen Publikum wohlbekannt ist als reifer Stilist auf seinem Instrument, Gewinner diverser Nachwuchswettbewerbe und Mitglied des Niedersächsisachen Jazzorchesters. Alle vier zusammen sind ein echter Hit. Wer das Quartett im Lalu verpasst hat, kann sich zumindest mit ihrer CD "Hot Blowing and the Strings of Harmony" trösten. Kontakt: larskuklinski@lycos.de

© Dewezet, 29.10.2001