Sozialkritische Bühnenshow der „Bösen Schwestern“ im vollen Lalu

Hameln. Sie gehören mittlerweile zur Hamelner Weihnacht wie Lebkuchen und Tannenbaum: Wenn die „Bösen Schwestern“ ins Lalu im Hefehof kommen, dann garantiert das ein ausverkauftes Haus. Mit dabei treue Fans wie die 23 Gymnastikdamen des SC Diedersen, aber auch Neulinge wie die 17 Mitarbeiter aus der Motorenproduktion der Firma Lenze, die sich die Show der „Bösen Schwestern“ als Weihnachtsfeier gönnten. Sie alle erlebten einen schwungvollen Abend mit jeder Menge Wortwitz und Gesang. Diesmal allerdings nicht wie in den Vorjahren im Herz-Jesu-Altenheim bei der Weihnachtsfeier mit dem sich auf der Flucht befindlichen Pastor Laube, sondern im Herz-Jesu-Einkaufszentrum (HEZ), in dem Anita Palmerovna alias Chris Palmer und Magda Anderson alias Adrian Anders von den Einzelhändlern zu Werbezwecken engagiert worden sind. Das allerdings stehen die beiden nur mit regelmäßigen kleinen Pausen und jeder Menge Eierlikör durch. „Kauft was ihr könnt!“ lautet die Devise, die die beiden im Auftrag der im HEZ ansässigen Geschäftsleute unters Weihnachtsvolk bringen müssen. Was sie dann mit verballhornten Songs von Elvis bis Grönemeyer auch fleißig tun. Für Firmen wie Deichfrau und Beate Bluse oder das Reisebüro Ui bringen die zwei Weihnachts-Sonderangebote an die Kundschaft. Amüsant einerseits, doch auch etwas Mitleid schwingt mit, wenn die beiden ihrem Job nachgehen. Einsichten wie „Ich esse, also bin ich“ stehen neben Ratschlägen, wie man „fettfrei durch die Fresstage“ kommt, oder der Erkenntnis „eigentlich hat jeder schon alles, er weiß es nur noch nicht“. Was die beiden hannoverschen Komödianten abliefern, das ist urigste sozialkritische Unterhaltung. Nicht nur die Verpackung als Damen, die eigentlich Herren sind, stimmt.

Anita Palmerovna in roter Korsage und weißem Spitzenhöschen erntet Begeisterung bei den Damen. Und die gewohnt schrille Lache von Magda tut ein übriges. Das Ganze ist überaus liebevoll inszeniert und überzeugt durch viele Kleinigkeiten. Songs wie „Der Tag, an dem Schäuble kam“ oder „Zwischen Lidl und Netto“ nach der Elvis-Nummer „In the Ghetto“, Aktionen wie „Nähen für den Hunger“ oder die privaten Pausengespräche über vermeintliche oder reale Affären von Magda mit Gemüsekisten-Rudi oder einem Herrn Müller von „Essen auf Rädern“ erheitern und stimmen nachdenklich zugleich. Obwohl Palmer und Anders keine ausgebildeten Sänger sind, gerät ihnen nicht nur der traditionelle Weihnachtskanon exzellent, auch der abschließende Gesangsbeitrag darf als einer der Höhepunkte des Abends gelten.

Zwei Zugaben und ein restlos zufriedenes Publikum, das sich schon auf den nächsten Auftritt der beiden freut. Der ist für die Osterzeit eingeplant.

Von Ernst August Wolf

Dewezet 14.12.16