VON ERNST AUGUST WOLF
Dewezet 02. März 2009, Hameln.

Von der Bühne herab ihreeigenen Titel anzumoderieren ist nicht unbedingt die Stärke der 26-jährigen Hamelnerin, die jetzt in Hamburg lebt. Wenn sich Birte Gäbel, die „norddeutsche Frohnatur“aber an Keyboard oder Klavier setzt und ihre in Töne gefassten Texte über die großen und kleinen Dinge des Alltags“vorträgt, dann verschlägt es einem glatt die Sprache. Birte Gäbel gelingen Texte voll Eindringlichkeit, Innenansichten von Selbstzweifel und Unsicherheit, unbeantwortete Fragennach Sinn, Schicksal und Glück. „Kann ich’s schaffen oder soll ich’s einfach lassen?“ist dabei die in ihrem „Traum vom Leben“ gestellte Grundfrage. Birte Gäbel, für die gelegentlich „der Mond für die Sonne scheint“,präsentiert Bilder von großer poetischer Dichte, stets mit einem unverkennbaren Hauch von Melancholie, unerhört authentisch, in jeder Zeile ehrlich und überzeugend. KeineBerieselung, so hatte sie versprochen, sondern Musik zum Mitlachen, Mitweinen, ja auchMitklatschen, vor allem aber Mitdenken. Sie löst ihr Versprechen ein. Aber auch Provokant-Ironisches kommt nicht zu kurz. Unnötig,dass sich Birte Gäbel ein verspätetes Karnevalshütchen aufsetzt. „Ich wollte nur ehrlich sein, versteh’ nichts von Spielchen“, singt sie, eine treffende Selbstcharakterisierung. Auchihre musikalischen Begleiter an diesem Abend sind mitreißend, die beiden Hamburger Mads Rohde und Björn Dumke (Gitarre und Bass) mit einfühlsamen Soli, nicht minder gefühlvoll die rhythmische Ausstattungvon Gäbels Innenansichtendurch Raphael Becker-Fossam Schlagzeug. Auch die beiden Hintergrund-Sängerinnen Rike Pfeiffer und Lena Jeschke erwiesen sich als mehr als nur optisches Beiwerk, sondern sorgten für eine überzeugende musikalische Garnierung, mal funkig, mal mit einem Hauch von Soul und Jazz. Lindenberg und vielleicht auch HelgeSchneider, das seien ihreVorbilder, so Birte Gäbel und zögert, denn wichtiger sei ihr wohl die Frage, wer sie selbst sei. Anhaltender Applaus eines begeisterten Publikums.