Tim Rodigs Quintett lässt den Konzertabend im Lalu zum Jazzfest werden

Von Ernst August Wolf, Dewezet 26.11.07 Hameln.

Er beherrscht alle Ton- und Stimmungslagen, egal ob sanft oder rockig. Tim Rodig, exzellenter Tenorsaxophonist und nicht minder begabter Komponist, Mitbegründer des Hamburger „Stage Club“, präsentierte mit seinem bemerkenswerten Quintett im fast ausverkauften Lalu ein rundes Dutzend Eigenkompositionen, die schlichtweg begeisterten. Exzellentes Zusammenspiel Rodigs Formation ist auf allen Positionen glänzend besetzt: Buggy Brauner, von Rodig als „Jazzpapst von Hamburg“ vorgestellt, entfachte an Klavier und Keyboards ein ums andere Mal einen furiosen Tastenwirbel, und das 25-jährige Nachwuchstalent Georgi Kirgnatse aus Bulgarien zeigte in diversen Soli auf dem Kontrabass, wie virtuos dieses behäbig aussehende Instrument gespielt werden kann. Natürlich stand dem Youngster der viel beschäftigte Derek Scherzer mit seinen ohrenbetäubenden Rhythmus-Orkanen am Schlagzeug nicht nach, doch vor allem das Bläser-Duo Tim Rodig und Claas Überschär (Trompete und Flügelhorn) begeisterte durch sein exzellentes Zusammenspiel. Dabei gelangen insbesondere Claas Überschär Trompeten- und Flügelhornsoli von großer Eindringlichkeit. Obwohl sich Rodig in vielem an Klänge der John Coltrane-Ära anlehnt und viele Einflüsse von Latin-Jazz über Blues bis Soul in seiner Musik spürbar werden, gelingen ihm dennoch faszinierende Kompositionen von eigenem, vielfach ganz gegensätzlichem Charakter. Da ist etwa das die Tonleitern durchfließende „Floating around“, die Titelnummer der neuen CD, da sind andererseits in Töne gefasste Erinnerungen an Tage in Schottland („hasty down“) oder der „Blues in der Küche“, der das Publikum kurz vor der Pause fast noch einmal zum Kochen bringt. Sanft dagegen beginnt der zweite Set mit der 5/4-Takt Nummer „I still miss you“, einer Erinnerung an eine Begebenheit an Rodigs Lehrjahre in New York, aber auch seine Studientage im niederländischen Hilversum haben ihren Niederschlag in fantastischen Titeln wie „Süßes Leiden“ gefunden. Breiten Raum nahmen die dankenswerterweise zahlreichen, mitreißenden Soli aller Beteiligten ein, die diesen Abend zusammen mit einer harten rockigen Schlussnummer („This is where it’s at“) und einer originellen Zugabe („Pussy Galore“) zu einem wahren Jazz-Fest werden ließen.