Hameln. Die kühle Strahlkraft seiner sensibel-brüchigen Phrasierungen fasziniert bis heute: Paul Desmond, lange Mitglied im anfangs experimentellen Dave-Brubeck-Quartett, gilt als Inkarnation des Cool Jazz. Unvergessen, der luftig-leichte Stil seiner Arrangements: Jazz-Klänge von kühler Sinnlichkeit, unterschwelliger Laszivität und mühsam gezügelter Leidenschaft. Ein Erbe, das die Formation "pure desmond" aus Hannover dynamisch, kreativ und mit Liebe zum Detail ins 21. Jahrhundert trägt und um kunstvolle Neubearbeitungen bereichert.

Mit Easy Swing, Smooth Jazz und virtuosem Bossa Nova fesselten Lorenz Hargassner (Saxophon), Johann Weiß (Gitarre), Sebastian Deufel (Drums) und ein brillanter Andreas Henze als Gast am Bass das konzentriert lauschende Publikum im "Lalu". Auf dem treibenden Fundament der Drums knüpften Saxophon, Bass und Gitarre einen filigranen Klangteppich, sorgten instrumentale Zwiegespräche und mitreißende Soli für glitzernde Farbtupfer. Ob "Bossa Antigua", "A Taste Of Honey", "That Old Feeling" oder "When It Rains" - immer ist bei "pure desmond" die Lust an Interaktionen spürbar, greift Instrument für Instrument das Thema auf, wird die Melodie entfaltet und aufgefächert und jazzige Homogenität ebenso professionell bedient und gepflegt wie virtuose Individualität.

Standards wie "Georgia on my mind" oder "Summerwind" bekommen in eigenwilligen Arrangements und kühnen Phrasierungen eine ganz neue Ästhetik und melodische Transparenz, die sowohl der Tradition als auch der Gegenwart verpflichtet sind. Wunderschön: "In The Wee Small Hours", melodiös und kraftvoll zugleich. Zum Lohn gab's am Ende brandenden Applaus. Und, keine Frage - die Vier von "pure desmond" sind in Hameln schon längst kein Geheimtipp mehr.