Hameln. Unser moderner Weltverkehr hat die "Verkehrte Welt" zur Folge woraus wiederum folgt, dass wir alle irgendeinen Halt suchen, so etwas wie Heimat. Und Heimat, das ist Edelweiß und Achselschweiß. Die Leipziger Pfeffermühle zündete am Freitagabend im Lalu ein Feuerwerk für die Lachmuskeln.

 Leipziger Pfeffermühle in der Traumfabrik Lalu. Foto: geb

Ute Loeck, Jan Gärtig und Marco Schiedt gastierten vor vollem Haus mit ihrem Programm "Verkehrte Welt", begleitet von Helmut Schwarze am Piano und Steffen Reichelt am Schlagzeug.

Zum Entree gab's den Rückblick auf die Höhepunkte 2005. Wir haben wieder eine Regierung - das hat uns gerade noch gefehlt. Schlimmer noch, auf Deutschlands Thron sitzt eine Person, die eigentlich gar keiner will. Was haben wir uns da nur zusammengequält?

Die Freundschaftsratsvorsitzende der CDU sucht den gemeinsamen Nonsens und Schröder befindet sich in einer ganz analen Lage. Sie sind jetzt verwirrt? Das macht nichts. Die Verwirrung muss an den Datenströmen liegen, die durch die Luft fliegen. Herr Gärtig aus Görlitz, das ist da, wo sich Achim Menzel und Carmen Nebel gute Nacht sagen, hat das gleiche Problem. Dem kann nicht mal mehr die Verbraucherschutzzentrale helfen.

"Wir trinken Whisky mit Eis und der Film heißt Living in Paradise", ist eine gelungene Bearbeitung von "Gangsta's Paradise" und "Kein Schwein klagt sie an" kennt auch jeder im Saal. Stimmlich fasziniert vor allem Loeck, die mit ihrer rauchig-heiseren Stimme locker als erotische Diva durchgeht. Die Show hat Tempo und das Trio strapaziert dasZwerchfell.

Kleine Türken basteln nicht. Wer an Muttertag die Mutter nicht ehrt, Heinrich Lübke für eine Apfelsorte hält und wer Basteln als pädagogische Züchtigung versäumt, verpasst viel im Leben.

In der Wertediskussion stellen wir fest, dass den Topmanagern nicht die einfache Moral reicht, sie nehmen die doppelte und der "Grabscher" im Stadtpark ist sehr glücklich mit seinem 1-Euro-Job, ist doch seine Wohnfläche vom Wechselstrom befreit. Dass er anderer Leute Müll auflesen muss, findet er eigentlich ganz okay, doch dass einem bei Hartz IV auch Fremdsprachenkenntnisse als geistiges Guthaben abgebucht werden, ärgert ihn dann doch.

Bleibt nur noch anzumerken, dass, wenn die Deutschen alle Arzneimittel, die verschrieben werden, auch verkonsumieren würden, es ein Massensterben gäbe. Zwei Stunden Verkehrserziehung pur, da war der tosende Applaus am Ende nicht verkehrt.

© Dewezet, 06.02.2006