Marcus Jeroch im "Lalu" begeisterte als Wortvirtuose das Publikum
Von Günther Muhr
Hameln. Man musste schon genau hinhören, um zu verstehen, was Marcus Jeroch mit seinem skurrilen Wortspiel aussagen wollte. Denn der in Hamburg geborene und seit 20 Jahren in Berlin lebende Allroundkünstler hat eine andere Auffassung von der deutschen Sprache als der ganz normale Deutsche. Bei seiner fast 90-minütigen Show im "Lalu" des Hefehofes lachte nicht nur das Gehirn, sondern auch der Bauch, denn Jeroch verstand es, die Besucher mit wilden und grotesken Wort eskapaden und zugleich akrobatischen Bühneneinlagen zu verzaubern.

Während er fünf Tennisbälle jonglierte, ein Jojo meterweit über die Bühne schnellen ließ oder Mundtischtennis mit Backsteinen spielte, steigerte er sich sprachlich in einen wahren Höhen- und Tiefenrausch. Marcus Jeroch ist ein Querdenker voller Nonsens und versteckter Philosophie, ja ein Lyriker, der es versteht, die Vielfalt seines Textreichtumes mit akrobatischen Darbietungen humorvoll und artistisch zu kombinieren.
Der 41-jährige Künstler, der aussieht wie die abgespeckte Version von Albert Einstein, ließ in unregelmäßigen Abständen seine Gedanken und Ideen aus den Haaren stauben, indem er seine Zottelmähne kräftig schüttelte und die Zuschauer in der ersten Reihe einnebelte.

Seine witzigen, in Reimen vorgetragenen Geschichten aus dem Leben der Domina Else, dem Seepferd, das zum Flußpferd avanciert, oder dem Stinktier, dem sein Name stinkt, bis hin zum Märchen von "Dornröchen", das von einem Frosch und nicht von einem Prinzen wachgeküsst wird, hatte Jeroch alles parat, was die kleinen und großen Mitmenschen interessiert.
"Wo ist denn der Junge, der mich erlöst mit seiner Zunge?", zitierte Jeroch aus seiner Version vom Dornröschen. Aber auch in Sachen Grammatik hatte der Humorist allerlei Beispiele parat, um die Zuschauer von seiner Art Sprachauffassung zu überzeugen. "Zwei der vier Fälle der deutschen Wortlehre stammen aus Bayern", erklärte der Wortvirtuose. "Wenn eine Kuh in der Nähe eines Gewässers steht, denkt sie sich, ,ge ni tiv', oder wenn sie an einem klaren Gewässer bis auf den Grund schauen kann, weiß das Rindvieh, ,ak ku sa tiv'". Aber auch die Bedeutung zwischen Sexualität und Siebeneralität oder der Unterschied zwischen widersetzen und wieder setzen wurde den Besuchern verdeutlicht, die mehrfach während der Show aufstehen mussten und sich immer wieder setzen durften. Tolle Vorstellung: Geist, Witz, Ironie, Klamauk und akrobatische Perfektion, die, gekoppelt mit kleineren Animationseinlagen, für eine alles in allemperfekte Bühnenshow sorgten.
© Dewezet, 21.09.2005